Warum können KVen ihre Fehler nicht einmal gleich bereinigen?
Probleme mit der Therapeuten-Suchmaschine der KV-Berlin
Frank Werner Pilgram
Diplompsychologe, Psychoanalytiker
Prinzregentenstr. 7
D-10717 Berlin-Wilmersdorf
Telefon: (030) 211 94 25
Fax: (030) 219 69 131
Mobilfunk: 0172-3110131,
eMail: Fink.Pilgram@t-online.deSehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich habe Ihre eMail-Adressen aus der Therapeuten-Suchmaschine im Internetauftritt der KV-Berlin zusammengestellt, da ich auf eben dieser Webseite auf erhebliche Probleme gestoßen bin, die die Auffindbarkeit und Darstellung unserer Berufsgruppe betreffen. Angesichts der zunehmenden Wichtigkeit von Internetverbindungen kann es uns - gerade im vergleichsweise dicht versorgten Berlin - m. E. nicht gleichgültig sein, wie potentielle Patienten, die nach einem Behandler suchen, dort auf die einzelnen Mitgliedergruppen verteilt werden.
Wie Sie sich unter http://www.kvberlin.de leicht selbst überzeugen können, ergeben sich folgende Benachteiligungen, wenn sie den Link " Arzt/Psych-Suche" anklicken und dann zur "Berliner Arzt- und Psychotherapeuten-Suche" gelangen. Dort finden Sie zwei Suchbereiche, die " nach Ärzten" und die "nach psychotherapeutisch tätigen Ärzten verschiedener Fachgruppen, Psychologischen Psychotherapeuten / Kinder- und
Jugendlichen-Psychotherapeuten".1) Warum erscheinen die ärztlichen Psychotherapeuten doppelt, d. h. in beiden Suchbereichen, die Psychologischen Psychotherapeuten / Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten aber nur einmal? Die Ärzte sind in ihrem Bereich unter sich, d.h. eben auch unter "Psychotherapie" konkurrenzlos vertreten, wir aber müssen uns den zweiten Suchbereich dann mit ihnen teilen.
2) Im zweiten Suchbereich, der speziell der Psychotherapeutensuche dienen soll, erscheinen entsprechend im Menü "Fachgebiete" Psychologischen Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und diverse Facharztgruppen, die zusätzlich auch noch Psychotherapie anbieten, gemischt.
Unter dem Menüpunkt "Psychotherapie", den jeder Laie auf der Suche nach einer Psychotherapie sofort anklicken wird, erscheinen dann jedoch wieder ausschließlich Ärzte (nämlich solche mit der Zusatzbezeichnung "Psychotherapie"), wobei dem Suchenden im Titel der Ergebnisseite unwahr vorgespiegelt wird, er habe auch nach Psychologischen Psychotherapeuten/Kinder- und Jugendlichentherapeuten gesucht.
Dafür gibt es aber, ganz im Gegensatz zu der oberen Arztsuche, kein Menü " Zusatzbezeichnungen" und unter "Fachgebieten" erscheinen dementsprechend weder "Psychoanalyse" noch "Verhaltenstherapie" noch "Gruppenpsychotherapie" noch "Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie" noch "Kinderanalyse" etc.
Sinnvoll wären m. E. unter Psychotherapeutensuche lediglich eine Unterteilung in "ärztliche Psychotherapie", "psychologische Psychotherapie" und "Kinder- und Jugenlichen-Psychotherapie", dann in einem weiteren Menü die Fachgebiete / Therapieverfahren, also "Kurzzeittherapie", " Tiefenpsychologische Psychotherapie" etc. Stattdessen wird aber neben der Namensuche ein Eingabefeld "gesuchte Therapieverfahren/Krankheitsbilder" angeboten, das bei Krankheitsbildern nicht funktioniert: gibt man z. B. "Depression*" ein, werden keine Treffer angezeigt.
3) Die schwerwiegenste Diskriminierung unserer Mitgliedsgruppe ergibt sich jedoch durch die unter den roten Ausrufezeichen vorgeschriebene Verwendung der sogenannten "Platzhalter", also dem kleinen Sternchen * in den Schrifteingabefeldern. Wenn man die nämlich zufällig vergißt, wird nicht etwa ein Bedienungsfehler angezeigt oder kein Ergebnis ausgeworfen, sondern wie durch ein Wunder ausschließlich ärztliche Kollegen.
Z. B. Menü Fachgebiete "Alle", Stadtteil "Wilmersdorf", gesuchte Therapieverfahren " Psychoanalyse" (ohne Platzhalter, also 'falsch' eingegeben), ergibt 43 Treffer, merkwürdigerweise alles Ärzte, wobei im Titel der entsprechenden Seite dem Nutzer fälschlich suggeriert wird, es handle sich um das "Ergebnis der Suche /psychotherapeutisch tätige Ärzte / Psychologische Psychotherapeuten/ Kinder- und Jugendlichentherapeuten". Wer ein wenig mit dem schnellen Medium Internet und den dortigen Nutzergewohnheiten vertraut ist, weiß sehr gut, daß hier nur in den seltensten Fällen vorher lange Anleitungen gelesen werden, d. h. die meisten suchenden Patienten werden nicht lange studieren sondern gleich ihre Wünsche in die entsprechenden Angebotsfelder tippen und auf "Suche" klicken, wobei dann dieser nicht nur naheliegende, sondern sogar höchstwahrscheinliche "Bedienungsfehler" ausschließlich zu Lasten unserer Berufsgruppe geht und vom suchenden Patienten überhaupt nicht bemerkt werden kann.
Verschärfend kommt hinzu, daß die Verwendung von solchen "Platzhaltern" auf Internetseiten ausgesprochen ungewöhnlich ist, so daß es doppelt naheliegt, sie zu vergessen. (Die gleichen Probleme treten entsprechend bei der Rubrik "Erweiterte Suche nach psychotherapeutisch tätigen Ärzten verschiedener Fachgruppen/Psychologischen Psychotherapeuten/ Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten" auf.)
4) Wenn man schließlich über den Eingangslink "Suche nach psychotherapeutisch tätigen Ärzten verschiedener Fachgruppen, Psychologischen Psychotherapeuten/Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten" und den Menülink "psychologische Psychotherapeuten" endlich doch zu der eigenen Praxis gelangt ist, finden sich dort < im Gegensatz zu den ärztlichen Kollegen, deren Zusatzbezeichnungen, z. B. "Psychoanalyse", dort ins Auge fallend aufgeführt sind < keinerlei Angaben zu den ausgeübten Therapieverfahren. Diese Qualifikationen finden sich bei uns erst nach dem Aufruf der 2. Praxisseite unter dem Link "zu den zusätzlichen Praxisangaben", und zwar mit dem deutlich diskriminierenden und sachlich falschen Hinweis: "Die folgenden Informationen beruhen ausschließlich auf Angaben des psychotherapeutisch tätigen Arztes / Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten". Denn natürlich weiß die KV, daß die Angaben
hier - in meinem Fall z. B. "Psychoanalyse" - richtig sind und nicht nur auf meinen unverbindlichen Angaben beruhen, denn wenn ich ihr meine entsprechenden Abschlußzeugnisse nicht vorgelegt hätte, wäre mir keine diesbezügliche Abrechnungsgenehmigung erteilt worden. Der jetzige Zustand führt zwangsläufig dazu, daß wir gegenüber den ärztlichen Kollegen, mit denen uns die gleiche Qualifikation verbindet, vor den Patienten als Psychotherapeuten zweiter Klasse erscheinen.Hier wären neben jedem Einzelnen die Berufsverbände und die Kammer aufgerufen, aktiv zu werden, letztere insbesondere in Hinblick auf die schnelle Zertifizierung unserer Qualifikationen in den verschiedenen Therapieverfahren (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse etc.) als " Zusatzbezeichnungen" (analog zu denen der Ärztekammern), weil offenbar darauf die uns abwertenden Eintragungen ins Ärzteregister beruhen. Da es aber bisher noch keine Kammern gab, wäre es dennoch Sache der KV, gleiche Qualifikationen auch gleich zu behandeln. Um abschließend Mißverständnissen vorzubeugen: ich habe nichts gegen ärztliche Kollegen, aber fachliche und persönliche Verbundenheit darf nicht dazu führen, daß Psychologische Psychotherapeuten von einigen Verantwortlichen in der KV in wesentlichen Interessen weiterhin grob benachteiligt werden. Daher habe ich in obiger Angelegenheit mehrfach schriftlich beim KV-Vorstand interveniert, bislang aber in den Anworten wenig Bereitschaft erfahren, das Problem auch nur "nachzuvollziehen".
Stattdessen gab man mir zu verstehen, ich sei der einzige, den das alles störe. Vielleicht wird sich das ja ändern, wenn mehr Kolleginnen und Kollegen davon erfahren. Dem sollte dieser Brief dienen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Werner Pilgram
Nachricht dazu von der Berliner Psychotherapeutenkammer
DATUM: Fri, 13 Feb 2004 17:43:43 +0000
BETREFF: Internetvermittlung der KVLieber Herr Böttcher,
der Vorstand der Berliner Psychotherapeutenkammer hat sich sowohl an die Ärztekammer wie auch an die KV gewandt, auf die Mißstande hingewiesen und dringend Abhilfe eingefordert.
Michael Schmude
Vorstandsmitglied
Psychotherapeutenkammer Berlin