Die Berliner Blätter erhielten per E-Mail folgenden Leserbrief, der auch in der Ärzte-Zeitung vom 25.5.2000 veröffentlicht wurde.
Psychotherapie:
Zum Leben zu wenig, zum Sterben bald genug So weit sind wir inzwischen: Der BDP landete ein „ungeheures
Täuschungsmanöver ... um seine
Mitglieder in Amt und Brot zu bringen: ... und alle sind darauf
hereingefallen. Kassen, Ärzte und ganz besonders Politiker".
So der Kommentar der „Ärzte Zeitung" zur Lage. Ein
Berufsverband (der Psychologen) schüttelt Zahlen aus dem .Ärmel ("höchstens
7000 klinische Psychologen würden eine Kassenzulassung
anstreben") und diese Zahlen dienen dann als Grundlage für die
Berechnungen der Gesundheitspolitiker, das heißt auch des
Gesetzgebers, sowie der Ärzte- und Kassenverbände. Dies suggeriert
der Kommentar von Rainer Vollmer in der „Ärzte Zeitung" vom
5.4.2000. Glaubt er, was er schreibt, ist ihm nicht zu helfen.
Glaubt er es nicht, ist es nur ein Täuschungsmanöver mehr, mit dem
Kollegen, die Öffentlichkeit und auch Politiker (die wie die
SPD-Abgeordneten laut „Ärzte Zeitung" „irritiert" auf
die Diskussion um die Psychotherapeutenhonorare reagierten) in die
Irre geleitet werden. Von den bis Ende des letzten Jahres 15 611 zugelassenen
Psychotherapeuten sind 4289 ärztliche Psychotherapeuten, so daß
insgesamt 11 322 Psychologen und KJP's
(Kinder/Jugendpsychotherapeuten) ihre Zulassung nach dem PTG erhalten
haben.. Von diesen waren rund 7000 schon vorher im
Delegationsverfahren tätig, von den verbleibenden 4300 war ein
großer Teil in der „Erstattungspsychotherapie“ (zum Teil auch an
öffentlichen Einrichtungen, Beratungsstellen u.ä.) beschäftigt; das
heißt sie waren bereits „im System". Die Zahl der echten
Neuzugänge ist also im Gegensatz zu den verbreiteten Zahlen (siehe
Kommentar „Ärzte Zeitung").. relativ gering. Dem Deutschen
Ärzteblatt (Heft. 25/99) zufolge lag die KBV mit ihren Prognosen im
Sommer 99 noch exakt richtig (damals rechnete man mit insgesamt 10500
psychologischen Psychotherapeuten), jetzt sind es am Jahresende gerade
822 mehr. Warum diese Aufregung!?
Die KBV trägt allerdings seit Jahren ihren Teil an der
gezielten „globalen" 'Verwirrung, um die Psychotherapeuten bei
und deswegen auch eine Mitverantwortung an dem derzeitigen Chaos:
zuletzt führte sie vor, wie man durch fehlerhafte Grundannahmen und
Ausgangsdaten einen vom BSG den Psychotherapeuten zugestandenen
Mindestpunktwert (der immer noch zu einem im Vergleich zu anderen
Arztgruppen - auch den Allgemeinärzten -deutlich geringeren
Einkommen geführt hätte) auf einen Praxisgewinn, der fast nur die
Hälfte des durchschnittlichen Überschusses der Gebietsärzte (1,995
1997 laut ZI 201 000 DM beträgt, herunterrechnen kann. Ärztliche und
psychologische Psychotherapeuten erscheinen immer noch nicht in der
vom ZI der KBV herausgegebenen Statistik zur Vertragsärztlichen
Versorgung, auch nach der letzten Veröffentlichung kommt diese ohne
die Psychotherapeuten aus. Und dies; obwohl es schon so viele
Psychotherapeuten gibt!
Aber das Problem der Psychotherapeuten löst sich vielleicht bald von
selbst - durch den Markt! Dieser tritt dann auf den Plan bzw. wird
gerufen, wenn die Politik und die Selbstverwaltung, überfordert und
bankrott, sind. In Berlin wird 3/99 von den Primärkassen für
Psychotherapeuten ein Punktwert von 3,495 Pfennig bezahlt. Das ergibt
einen Tagesumsatz bei Vollauslastung von 350 DM. Zum Leben zu wenig,
zum Sterben bald genug! Dr.,
Gerhard Salzmann |