5. Psychotherapeutentag von DPTV und Vereinigung
vom
05.02.2004 bis zum 07.02.2004 in Berlin
Heute beginnt der 5. Psychotherapeutentag, der sich früher gerne Deutscher Psychotherapeutentag nannte, das "Deutsche" aber an die inzwischen gegründete Bundespsychotherapeutenkammer abgeben mußte. Psychotherapeuten und Öffentlichkeit werden sich also zukünftig genauer informieren müssen, wer denn da immer wieder einmal seine "Tage" hat.
Veranstalter sind der Deutsche Psychotherapeutenverband (DPTV) und die Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten, zwei der zahlreichen Psychotherapeutenverbände, die sich aber besonders dahingehend auszeichnen, daß sie in ihren Satzungen beanspruchen, "die" Psychotherapeuten zu vertreten.
Der DPTV versteht sich als "Interessenvertretung der psychologischen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen in der Bundesrepublik Deutschland"
Die Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten nennt sich "Berufsverband der niedergelassenen Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten - e.V."
Im Tagungsprogramm (über Link unten abrufbar) heisst es u.a.:
"Die Psychotherapeuten haben jetzt lediglich eine Schonfrist erhalten und sie müssen kurzfristig den in den Berufsgruppen der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- u. Jugendlichenpsychotherapeuten unbestrittenen Wert von Psychotherapie der Politik und der Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen beweisen."
Mit dieser schrecklichen Andienerei an Politik und Krankenkassen konstruieren die Veranstalter eine Beweispflichtebene, auf der sie die lebendige und breit gefächerte psychotherapeutische Kultur preisgeben und verraten.
Tatsächlich lockt das Programm mit keinen inhaltlichen Höhepunkten. Da sind die üblichen Podiumsdiskussionen mit einer altgedienten Politikergruppe, darunter solchen, die schon in Zeiten des Gesetzgebungsverfahrens zum Psychotherapeutengesetz viel versprachen, aber wenig durchsetzen konnten. Die vor der Kassenärztelobby, die die Psychologischen Psychotherapeuten nicht bei sich haben wollte, kapitulierten, um ein Integrationsmodell zu schaffen, in dessen Würgegriff die glücklich Zugelassenen um Punktwerte hecheln und ein Gericht nach dem anderen bemühen müssen.
Sicher sind auch recht interessante und nützliche Veranstaltungen angeboten. Sogar Software-Firmen stellen aus. Aber den Grundsatzfragen weichen die Veranstalter aus. Welche Chancen wird ein so inhaltlich dünner Psychotherapeutentag in der Öffentlichkeit haben, wenn gleichzeitig die Hauptstadt mit der Berlinale 2004 im Kinofieber liegt und Marcus Mittermeier für seinen Film "Muxmäuschenstill" den Max-Ophülpreis erhält. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die Presse und Medien auch gegenüber diesem Psychotherapeutentag "muxmäuschenstill" verhielten. Schlimmer noch aber wäre ein "muxmäuschenstilles" Fachpublikum, sollte es die Andienerei der Veranstalter mitvollziehen.
Dabei liegen die für alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten brennenden Themen in der Luft. Da erscheint morgen, am 6. Februar, das Deutsche Ärzteblatt (Ausgabe 6) mit der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie (WBP) nach § 11 PsychThG zur Verhaltenstherapie. In vorauseilenden Gehorsam hatten wissenschaftliche Fachgesellschaften dem WBP eine Prüfungsbefugnis zugebilligt, die dieser schon früher für sich einforderte, obwohl das Psychotherapeutengesetz ihm nur eine sehr eingeschränkte Aufgabe zugewiesen hatte.
siehe: Wissenschaftlicher Beirat als "Hoher Rat"
Fortsetzungen folgen:
Was nötigte die Bundespsychotherapeutenkammer zu schnellem Handeln ?
Umstrittene VT-Expertise und Problematik des Wissenschaftlichen Beirats. (in Kürze)
Wie Institutionen denken (Wie aus einer Funktion eine Institution und schließlich eine urteilende Instanz wird) - (In Kürze)