Im
Forum der Homesite der Berliner Psychotherapeutenkammer wurde folgender
Leserbrief
veröffentlicht:
Mehr Freiheit
für Freiberufler
SPD-Abgeordnete wollen Pflichtmitgliedschaft in Handwerks- und Handelskammern
abschaffen / Regierung soll Vorschläge machen
von Bettina Vestring
BERLIN, 4. August.
Die SPD-Fraktion im Bundestag plant einen Vorstoß zur Abschaffung des Kammerzwangs
in Deutschland. Neunzig SPD Abgeordnete hätten ihre Unterstützung
für die Initiative bereits fest zugesagt, sagte der Hamburger
SPD-Politiker Johannes Kahrs der Berliner Zeitung. Auch der Seeheimer
Kreis, in dem sich der rechte Parteiflügel zusammengeschlossen
hat, befürwortet die Aufhebung der Zwangsmitgliedschaft
in den Kammern.
Nach den Vorstellungen
der Abgeordneten soll dii Mitgliedschaft in allen Kammern - für Industrie und
Handel, Handwerk, Landwirte, Ärzte, Apotheker, Anwälte
und Notare - künftig nur noch auf freiwilliger Basis erfolgen. "Sie
können aus der Kirche, aus der Partei, aus der Gewerkschaft
und sogar aus ihrer Ehe austreten", erläuterte Kahrs. "Nur
bei ihrer Kammer haben sie keine Wahl: sie müssen Mitglied bleiben,
gleichgültig, ob ihnen die Mitgliedschaft etwas nützt oder
nicht." Die Dienstleistungen, die die Kammern für ihre
Mitglieder erbrächten, würden ohnehin über Gebühren
finanziert, sagte Kahrs. Von einem Gesamtinteresse aller Mitglieder,
das sinnvoll von einer Kammer vertreten werden könne, wollte
er nichts wissen. "Was hat schon ein Uhrmachermeister mit einer
Werft wie Blohm und Voss gemeinsam?", fragte Kahrs. "Es
gibt kein Gesamtinteresse der Wirtschaft."
In diesem Herbst
wollen die Abgeordneten die Bundesregierung auffordern, das bisherige
System der Kammermitgliedschaft
zu ü berprüfen und Vorschläge für eine Reform
zu machen, sagte Kahrs. Wenn das nicht zum Erfolg führe, werde
die Fraktion versuchen, einen Antrag aus dem Parlament auf den Weg
zu bringen. Darin würde die Regierung dann verbindlich aufgefordert,
ein Gesetzgebungsverfahren einzuleiten, um den Kammerzwang bis
zum 1. Januar 2005 abzuschaffen.
"Meine Zielvorstellung ist, dass
es vor Ende der Legislaturperiode durch ist, damit auch in diesem
Bereich mehr Wettbewerb einziehen kann", sagte der Hamburger
SPD-Politiker. Ein solches Verfahren wäre vergleichsweise einfach,
weil aller Voraussicht nach der Bundesrat in der Frage der Kammermitgliedschaften
kein Mitbestimmungsrecht hat. Zu diesem Schluss sind die Rechtsexperten
des Bundestages in einem Gutachten gekommen, das dieser Zeitung vorliegt.
Nach Kahrs Einschätzun unterstützt ein Teil der Union die
Abschaffung des Kammerzwangs aber ohnehin. "Wir wollen die Kammern
nicht abschaffen, aber jeder soll sich in Zukunft selbst aussuchen
können, ob er Mitglied werden will", sagte der Hamburger
Abgeordnete. Für den Vorstoß habe er auch die Unterstützung
von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) gewonnen. .....
(Übernommen
aus der Homsite der Berliner Psychotherapeutenkammer - Leserbrief
- Forum 8/05/2003-17:55:04)