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bvvp-Pressemitteilung 
Bei Psychotherapie wäre das nicht passiert!

„Spiegel-Online“ berichtet über eine Ungeheuerlichkeit,
die einer der größten Datenskandale in der bundesdeutschen Medizingeschichte sein könnte:
(http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,814750,00.html ).

Demnach sollen mehrere deutsche Rechenzentren nicht nur Daten aus Millionen von Apothekenrezepten gespeichert und ausgewertet, sondern sie auch unverschlüsselt und nicht anonymisiert an die Pharmaindustrie verkauft haben. Mit diesen Daten sei es für die Pharmaunternehmen möglich festzustellen, welche Ärzte welche Medikamente verschrieben haben und wie sich z.B. dabei die Besuche eines eigenen Pharmavertreters auswirken.

Unternehmen wie Bayer, GlaxoSmithKline, Novartis, Ratiopharm und Sanofi-Aventis gehören dazu. Sie haben die Medizin fest im Griff. Wie kommt es, dass sich seit Anfang der neunziger Jahre die in Deutschland gegen ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom) bei Kindern verschriebene Menge von MPH (Methylphenidat, Handelsname Ritalin) dramatisch vervielfacht hat: von 34 Kilo im Jahr 1993 auf fast 1,8 Tonnen im Jahr 2010 – die mehr als fünfzigfache Menge.
(http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ritalin-gegen-adhs-wo-die-wilden-kerle-wohnten-11645933.html )

Hat man vorher ADHS übersehen oder verkannt und behandelt die Krankheit jetzt endlich richtig? Wohl nicht – leider werden heute vier von fünf Kindern mit ADHS ausschließlich mit Medikamenten behandelt, obwohl auch eine psychotherapeutische Behandlung wirksam ist. Mit dieser Hilfe könnten die Kinder häufig auf Ritalin verzichten oder zumindest nach einem Jahr – häufig erfolgreich – versuchen, das Medikament abzusetzen.

Die Pharmaindustrie jedoch verdient daran prächtig: Allein Novartis machte mit Ritalin 2010 weltweit einen Umsatz von 464 Millionen Dollar. Dabei bemerkte der „Erfinder“ des Begriffs ADHS und Auslöser des Siegeszugs des Medikaments, der amerikanische Psychiater Leon Eisenberg, nach 40 Jahren, kurz vor seinem Tod, dass er nicht mehr an ADHS glaube und dass das „ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung“ sei (a.a.O.).

Warum es dann nicht lieber gleich mit Psychotherapie bei solchen Kindern versuchen? Oder auch z.B. bei leichten bis mittelschweren Depressionen von Erwachsenen, statt mit der antidepressiven Medikation des Hausarztes? Oder bei Ängsten statt „angstlösenden“ Beruhigungsmitteln, die abhängig machen? Hinter der Psychotherapie steht keine millionenschwere Pharmaindustrie, die ihre Produkte an dem Mann bringen will, sondern jeder Psychotherapeut widmet sich den Nöten seines Patienten ganz individuell mit seinem persönlichen Einsatz.

Und er stellt fast nie Rezepte aus, die illegal verkauft und ausgewertet werden können.

Freiburg, den 14.02.12
Pressereferat des bvvp: Dr. Frank Roland Deister,
Mail: deister@bvvp.de, Tel.: 069-521617, Mobil: 0171-6519035

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