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Das 49. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT war nicht auf der Höhe der Zeit

Was ist normal, was psychisch krank?
Mit dieser Frage beschäftigten sich am 18. März 2013 Experten beim 49. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT.
Eingeladen hatten die Wochenzeitung DIE ZEIT und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
in Kooperation mit dem Deutschlandfunk und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Es diskutierten:
Prof. Dr. Isabella Heuser,Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin
Prof. Dr. Karl Lauterbach,MdB, Gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
Michael Mary, Autor des Buches „Ab auf die Couch!“
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU-Dresden
und Mitglied der Task Forces für DSM-5
Moderation:
Ulrich Blumenthal (Deutschlandfunk)
Andreas Sentker (DIE ZEIT)

Die Sendung kann vorübergehend gehört werden unter:

http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/kulturgespraech/2046398/
oder
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/03/22/dlf_20130322_1915_c113c112.mp3

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Zu der Sendung gibt es inzwischen Pressemeldungen:

 Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg
Politik nach dem Prinzip: „Schlimmer geht immer“ -
Keine Baseballschläger gegen Therapeuten – Professor Dr. Karl Lauterbach zur Psychotherapie

Stuttgart, 21.03.2013 – „Mit Empörung und Fassungslosigkeit“ hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. Norbert Metke, Äußerungen des gesundheitspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Professor Dr. Karl Lauterbach, zurückgewiesen, der den Psychotherapeuten eine mangelnde Ausbildung, und damit indirekt eine schlechte psychotherapeutische Versorgung der Menschen in Deutschland vorgeworfen hat.

Metke ist überzeugt: „Der steigende Bedarf an Psychotherapeuten und Psychotherapie in Deutschland ist der Spiegel einer Gesellschaft, die mit sich selbst nicht mehr klar kommt. Hierfür sind ganz andere als die Psychotherapeuten verantwortlich.“ Psychotherapeuten absolvieren eine jahrelange akademische Ausbildung in ihrem Studium und bringen eine umfangreiche klinische Erfahrung mit, bevor sie selbständig therapeutisch tätig werden dürfen. Neben Ärzten und Psychotherapeuten gibt es in Deutschland kaum akademische Berufsgruppen, die eine längere qualifizierte Ausbildung erbringen. Darüber hinaus verschweigt Lauterbach dass diese – im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen – einer gesetzlichen Fortbildungspflicht unterliegen, die sie in ihrer Gesamtheit nachgewiesenermaßen minutiös wahrnehmen.

Metke findet die Äußerungen Lauterbachs bemerkenswert: „Lauterbach begründet seine Kritik an den Psychotherapeuten damit, dass sie ein aus England stammendes Klassifizierungssystem psychischer Erkrankungen nicht kennen würden. Das ist erstaunlich, schließlich gilt dieses System in Deutschland nicht. Wir kritisieren Professor Lauterbach auch nicht, die Spielregeln des amerikanischen Baseballs nicht perfekt zu beherrschen. Schließlich ist in Deutschland der Fußball Volkssport Nr.1 – auch wenn Lauterbach immer wieder gern den Baseballschläger gegen vermeintlich politische Gegner schwingt.“

Man solle sich auch in Zeiten des Wahlkampfs dem Niveau der Berufsgruppen, mit denen man diskutiert, wenigstens annähern. Darüber hinaus werde in Deutschland immer gern eins genommen: „Pragmatische inhaltliche Kritik mit Vorschlägen zur positiven Weiterentwicklung. Kritik klappt gut, der Rest muss noch geübt werden.“

Quelle:
http://www.kvbawue.de/presse/pressemitteilungen/

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Denn sie wissen nicht, was sie reden!

20.03.13
Herabwürdigende Äußerungen der Professoren Lauterbach und Wittchen -
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)
Pressemitteilung 04/13

 

Berlin, 20. 03. 2013. "Disqualifiziert hat sich Prof. Karl Lauterbach mit seiner kruden Äußerung, große Teile der Psychotherapeuten stünden "schlicht nicht im Saft", sagte verärgert der Bundesvorsitzende der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) als Reaktion auf die Äußerungen Lauterbachs beim 49. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT in Berlin , bei dem über das DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) diskutiert wurde". "Von einem gesundheitspolitischen Sprecher einer Partei wie der SPD erwarten wir differenzierte Kenntnisse und Einschätzungen ", betonte Best. "

Die Behandlung psychisch kranker Menschen in Deutschland wird von Psychotherapeuten geleistet, die unter schwierigen Rahmenbedingungen sorgsam und verantwortungsvoll ihrer Arbeit nachgehen. Es ist überhaupt nicht im Interesse der Psychotherapeuten, sich um Befindlichkeitsstörungen zu kümmern, die keine Krankheiten sind, wie Lauterbach unterstellt. Lauterbach wäre besser beraten, sich gemeinsam mit den Psychotherapeuten um eine Verbesserung der Behandlungsstrukturen einzusetzen, damit psychisch kranken Menschen zeitnah geholfen werden kann."
Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung wird die an die Politik gerichteten Forderungen zur Bundestagswahl in den nächsten Tagen veröffentlichen. "Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung hofft, dass Herr Lauterbach zu einem Gespräch bereit ist", unterstrich Best.

Auch die diskreditierenden Äußerungen von Prof. Hans-Ulrich Wittchen weist Best entschieden zurück. Die Behauptung, dass "50 Prozent der Therapeuten das DSM noch nie in der Hand hatten" und dass viele Psychotherapeuten "der Weiterbildungspflicht nicht nachgehen" würden, sei völlig inhaltslos. Wittchen müsste eigentlich wissen, dass Psychotherapeuten in ihrer Ausbildung lernen, mit den gängigen Klassifikationen, also mit dem ICD 10 und dem DSM, umzugehen. Davon abgesehen, ist in Deutschland allein der ICD 10 maßgebend und nicht die wegen ihrer Ausweitung des Krankheitsbegriffs unter Beschuss stehende amerikanische psychiatrische DSM-Klassifikation."

Wittchen ist uns kein Unbekannter, ist er doch schon des Öfteren mit unqualifizierten Äußerungen zur Psychotherapie aufgefallen, z.B. in der Art, dass eine moderne Psychotherapie nicht länger als 15 Sitzungen dauern sollte. Ein Brief, den ich ihm im Juni 2012 geschrieben habe, blieb bis heute unbeantwortet", sagte der Bundesvorsitzende der DPtV.

Fragen? Interviewwünsche? Bitte rufen Sie an:
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)
Ursula-Anne Ochel, Tel.: 030 - 3230 4270 oder 0171 - 322 43 46 
E-Mail: Psychotherapeuten_dptv_presse(at)t-online.de

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Das 49. ZEIT FORUM WISSENSCHAFT war nicht auf der Höhe der Zeit ,

Es ist unverständlich, dass bei diesem Thema von der großen Gruppe der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten keiner eingeladen war, obwohl die Referenten sich ständig und zum Teil "unanständig" über diese Gruppe negativ im doppelten Sinn äußerten: Negativ einmal im Sinne von abwertend, negativ zum anderen im Sinne von unwissend. Unklar war die Rolle von Michael Mary, der von Beruf weder ärztlicher oder psychologischer Psychotherapeut ist, aber in ideologischem Kampfgeist alles besser zu wissen meinte, so dass ihm gegenüber auch die einzige um Objektivität bemühte Prof. Dr. Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin, ins Leere lief.

Wir werden in nächtster Zeit weiter berichten!

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